“So ist es wirklich” hätte ich gerne Bild-Zeitungsmäßig tituliert, aber es soll ja eben nicht reißerisch sein. Dieser Artikel ist speziell für jene, denen das gleiche noch bevorsteht – also den anderen 130.000 Frauen pro Jahr. Und es ist keine Horrorgeschichte, eher im Gegenteil: es war viel weniger schlimm, als ich es erwartet habe. Nur Geduld braucht man dummerweise trotzdem…

Als Disclaimer vorneweg: Ich hab medizinisch keine Ahnung. Ich kann nur von mir berichten und das bedeutet nicht, dass es bei dir genauso ist. Trotzdem hoffe ich, dass dir der Text ein Gefühl dafür gibt, wie es laufen KANN.

Meine Ausgangsbasis: Zum OP-Zeitpunkt im Januar 2022 hatte ich schon 10 Wochen nicht gearbeitet – war also sehr entspannt. Ich bin 37, mein BMI ist 22,7 – ich mag gesundes Essen und mache ungefähr 5x pro Woche Sport. Klettern und Functional Fitness (bzw. die Rücken- und Bauchmuskulatur, die ich dadurch habe) sorgen dafür, dass ich bisher nie Rückenschmerzen hatte. In Summe: Meine physische und psychische Ausgangssituation war ziemlich gut. Und damit auch die Wahrscheinlichkeit, dass ich mich schnell erhole.
Und ich wurde sehr gut operiert.

Was wurde operiert? Wegen des Karzinoms der Kategorie T1a1 (weniger als 7mm breit, dringt maximal 3mm ins Gewebe ein, mit bloßem Auge nicht sichtbar = frühestes Stadium), das bei der Konisation gefunden wurde, fand diese Operation statt. Weil nicht sicher war, ob noch mehr Krebs in mir ist, und um einem Rückfall vorzubeugen. Je nach Operationsgrund gibt es bei einer Gebärmutterentfernung verschiedene Möglichkeiten. Bei mir wurde eine totale laparoskopische Hysterektomie (TLH) durchgeführt. Das heißt: die Eierstöcke bleiben drin; die Eileiter, die gesamte Gebärmutter und ein Stück des Gebärmutterhalses werden entfernt.

Der Eingriff erfolgte minimalinvasiv (auch hier gibt’s unterschiedliche Möglichkeiten: “kommt drauf an”). Heißt, es werden direkt am Bauchnabel, am Schamhaaransatz und rechts und links oberhalb der Leiste jeweils ca. 2 cm lange Schnitte gemacht. Durch die wird ein Schlauch (der Bauch wird mit Gasen und Luft “aufgepumpt”, damit sich alles voneinander trennt und das Arbeiten einfacher ist), die Kamera und die Instrumente eingeführt.

Eine durchschnittliche Gebärmutter ist 8×3 cm groß und wiegt etwa 150 Gramm. Die muss dann ja auch raus… Wenn nicht Krebs der OP-Grund ist, wird eine Plastiktüte (in medizinisch: Endobag) eingeführt, die Gebärmutter da reingepackt, im Körper zerhäckselt und wieder rausgezogen. Bei Krebs ist das anders. Da die Plastiktüten manchmal Löcher bekommen, kann es sein, dass Zellgewebe unterwegs verloren geht – das wäre gefährlich. Deshalb muss die Gebärmutter als Ganzes entnommen werden. Normalerweise durch die Vagina. Geht das aus irgendwelchen Gründen nicht, muss ein größerer Bauchschnitt gemacht werden (halb so lang wie beim Kaiserschnitt).

Ist der Krebs schon weiter fortgeschritten, werden ggfs. auch die neben der Gebärmutter liegenden Lymphknoten angeschaut/entfernt. Das wurde vor bei mir schon vor der OP als “nicht notwendig” ausgeschlossen.

Nun endlich… Mein Erfahrungsbericht mit diesen Themen:

DER OPERATIONSTAG

Um 7 Uhr sollte ich im Krankenhaus erscheinen. Nüchtern, logischerweise. Das bedeutet: ich habe am Vorabend ein normales Salat & Brot-Abendessen gegessen und das letzte Glas Wasser vor dem Schlafengehen getrunken. Abführen o.ä. musste ich vorher nicht.

Meine Zimmermitbewohnerin ist wenig vor mir angekommen. Auch ihr wird (vor mir) die Gebärmutter entnommen. Wir wurden direkt ins OP-Hemdchen und die sexy Netzunterhose gesteckt und abgefragt, ob wir uns rasiert haben. Klar. Dann hieß es Warten. Bis zur OP habe ich stundenlang gelesen.

Im (abschließbaren) Schrank gibt es noch ein extra abschließbares Fach. Wir wurden aufgefordert, hier unsere Wertsachen unterzubringen und bei der Abholung zur OP den Schlüssel der Schwester zu geben. Sie hatte ihn auf dem Weg zurück ins Zimmer dabei und hat uns alles in Reichweite gelegt, was wir haben wollten.

Gegen halb 12 wurde ich abgeholt und bin noch selbst auf den OP-Tisch gerutscht. Ich wurde in den Vorraum geschoben, dort verkabelt und war froh, als es (endlich) mit der Narkose losging. Für meinen Geschmack hat viel zu viel gepiept.

Aufgewacht bin ich um halb drei von “Aufwachen”-Rufen der Pflegerin im Aufwachraum. Wollte ich nicht und hab nochmal 20 Minuten geschlafen. Dann war ich aber auch wach und hatte vor allem Durst. Sie meinte, sie darf mir nichts geben, erst auf Station…

Klar, ich musste sofort meinen Bauch anschauen. Eher unspektakulär und wie erwartet: Auf der aufgeblähten Kugel klebten vier Pflaster. Leider wenig aufschlussreich.

Die Pflegerin erzählt, dass es ihr zu haarig wurde, als mein (Ruhe-)Puls von 40 auf 30 gefallen ist. Da hat sie mir was gegeben. Die Ärztin kommt vorbei und berichtet von der komplikationslosen Operation. Ob ich ein Schmerzmittel möchte? Ja, her damit! Ich spüre keine Schmerzen und das soll bitte so bleiben.

Im Krankenhaus wurden uns folgende Medikamente verabreicht: 4 Ibu400 pro Tag, morgens und abends Lefax (gegen den geblähten Bauch) und morgens noch eine andere Bauchtablette. Vor dem Schlafengehen gabs an beiden Abenden eine Thrombose-Spritze.

Als ich gegen 16 Uhr zurück ins Zimmer gebracht werde, lässt meine Zimmernachbarin sich schon den Katheter rausnehmen. Kann ich verstehen. Der macht, dass es konstant unangenehm auf die Blase drückt. Und es zieht so, wie ich es von den Regelschmerzen kenne. Kondition für die Entfernung: Man muss es selbst bis zur Toilette schaffen. Der Kreislauf muss also fit genug für Aufstehen und ein paar Schritte gehen sein. Überhaupt kein Problem, meiner wird auch am Abend noch entfernt.

Damit sind wir im Kindergarten angekommen. Jede*r, der/die ins Zimmer kommt, fragt “Waren Sie schon auf Toilette? Hat es gut geklappt?”. Erst geht’s um Pipi, tags drauf dann um Stuhlgang. Wir beide haben wenig Gefühl für die Blase. Ich weiß nicht, ob das auf den Katheter oder die OP zurückzuführen ist, aber: die Blase meldet nicht, wenn sie voll ist. Wir gehen kopfgesteuert, man weiß ja, dass viel Tee viel Pipi zur Folge hat. Nach ein paar Tagen spielt sich das Meldesystem wieder ein.

Meine Bettnachbarin ist 10 Jahre älter als ich, Krankenpflegerin und noch ungeduldiger mit sich als ich. Ohne sie wäre ich wahrscheinlich vorsichtiger gewesen und hätte länger rumgelegen. Sie fängt direkt an, durch die Gegend zu wirbeln (“Soll ich dir einen Tee mitbringen?”) und stachelt damit meinen Ehrgeiz an. Willkommen im Streberinnenzimmer! Für unsere Aktivität wurden wir von den Schwestern gelobt, Bewegung ist schließlich gut für den Darm. Ich konnte mich – vier Stunden nach der Hysterektomie – alleine umziehen (die Schwestern hätten uns geholfen). Langsam und im Sitzen, aber es geht. Wir holen uns alles selbst aus dem Schrank und schaffen es zur 15 Meter entfernten Teeküche und zurück.

Glücklicherweise gibt es schon gegen 17 Uhr Abendessen. Meine erste und einzige Mahlzeit am OP-Tag. Wir durften gleich “normal” essen. Und (gezwungenermaßen) macht man ja (fast) Intervallfasten. Fand ich lustig.

Besuch ist erlaubt. Maximal zwei Personen gleichzeitig und nur während der Besuchszeiten, aber so viele wir wollen.

Die erste Nacht war okay. Die Nadel in der Hand und der Kugelbauch waren, auf der Seite liegend, schon unbequem. Hab mir mein Kissen von zu Hause mitbringen lassen – das hat die Welt viel besser gemacht. Ansonsten ist so ein Krankenhausbett ganz cool. Das Hochfahren der Rückenlehne: mega!! Wir wurden animiert am Tisch zu essen… Wollte ich nicht, wenn im-Bett-essen ausnahmsweise so bequem ist!

TAG 1 (1. Tag nach der Hysterektomie)

So “richtige” Schmerzen, im Sinne von stechend oder dauerhaft, hatte ich im Bauch nie. In den ersten Tagen hat aber der ganze Oberkörper weh getan und war verspannt. Das ist normal, die OP-Gase im Bauch müssen wieder raus und sie verteilen sich auch in den Oberkörper. Ich bin heilfroh, dass ich nicht wochenlang liegen muss.

Ansonsten fiel uns auf, dass sich das linke und das rechte Nasenloch unterschiedlich anfühlen: Durchs eine wurde während der OP Sauerstoff gepumpt.

Glücklicherweise bin ich krankenhausunerfahren und war (deswegen) erstaunt, wieviel da los ist. Es vergeht keine Stunde, ohne dass jemand ins Zimmer kommt. Blutdruck und Fieber messen. Tabletten bringen. Frühstück bringen. Pflaster wechseln. Frühstücktablett abholen. Visite. Mittagessen bringen. Mittagessen abholen. Mir endlich meinen Internet-Code bringen. Abholung zur Nierenuntersuchung. Abendessen bringen. Abendessen abholen. Fieber und Blutdruck messen. Pflaster wechseln. Thrombose-Spritze.

Bei Krebs (also für mich) kommen noch mehr Besuche dazu:

  • Ein Vertreter des Naturheilkundlichen Instituts des Krankenhauses klärt mich über ihr mehrwöchiges Programm auf. Ziel: Hilfe zur Selbsthilfe. Inhalte sind z.B. Ernährung, Achtsamkeit, Yoga, …
  • Eine Psychoonkologin (da wird man vorher gefragt, sie hätte ich auch “abwählen” können) bietet eine Gesprächsmöglichkeit für alles, was um die Krebserkrankung herum vielleicht schwierig ist
  • Eine Mitarbeiterin der Sozialstation klärt mich über alle (Sonder-)Rechte auf, die mit der Krebserkrankung einhergehen. Sehr hilfreich!

Ah, und ich bekomme die Broschüre Leitlinie für Gebärmutterhalskrebs-Patientinnen. Die ist ziemlich gut. Aber: einen Tag nach der OP?! Da stimmt der Prozess nicht – nach der Diagnose wäre der bessere Zeitpunkt gewesen… Die Broschüre kann HIER kostenlos heruntergeladen werden.

Zwischendrin war trotzdem Zeit, ein ganzes Buch zu lesen (herrlich!) und mich auf dem Balkon zu sonnen (wunderbar!). Die Narkose scheint auf den Punkt gewesen zu sein, ich spüre keine Nachwirkungen.

Die Nieren, die Blase und der Harnleiter sind die Körperteile, die aufgrund der Nähe zur Gebärmutter am ehesten bei der OP in Mitleidenschaft gezogen werden. Weil der Toilettengang (und das Halten sonst) funktionieren, ist da (erstmal) alles in Ordnung. Die Nieren wurden als Teil der OP-Vorbereitung per Ultraschall untersucht und jetzt eben nochmal. Auch alles in Ordnung.

Dabei fragt die Ärztin, ob ich morgen entlassen werden möchte, oder noch einen Tag im Krankenhaus bleiben möchte. Ich bin kurz baff – vorab hieß es, ich soll mit 3-4 Tagen Krankenhaus rechnen. Da meine Befürchtung, dass ich in den ersten Tagen ungefähr so hilflos bin wie ein auf dem Rücken liegender Käfer, sich nicht bewahrheitet hat: ja, klar. Zu Hause habe ich weniger Störungen beim Lesen, Essen bekomme ich auf Wunsch trotzdem gebracht und die Wahl zwischen Sofa und Bett ist auch nicht verkehrt. Und ich bin nicht so scharf drauf, eine weitere Nacht dem Röcheln meiner Mitbewohnerin zu lauschen (die Arme ist ordentlich erkältet). Sie wollte lieber noch bleiben. Es wurden aber alle informiert, dass wir beide am nächsten Morgen gehen würden. So viel zur Wahlfreiheit…

RESTWOCHE 1

Die Pflaster wurden am Morgen entfernt und weil die Schnitte trocken sind, kamen auch keine neuen drauf. Damit einher geht die Duscherlaubnis. Selber Haare waschen (= Arme heben) ist übrigens kein Problem.

Mit dem Frühstück kommt der Entlassbrief und auf die Visite bräuchten wir nicht zu warten. Ich dusche, packe meine Sachen und sage zu Annika, dass ich es selbst bis zum Eingang schaffe, damit sie nicht ins Parkhaus muss und sich dann noch für den Corona-Test anstellen muss. Ging, weil ich einen Rucksack hatte – tragen ist ja verboten). Ich fühle mich unbesiegbar. Bei mir trinken wir zusammen noch einen Tee. Nach einer Stunde merke ich: Ganz schön anstrengend… Zeit, mich hinzulegen. Nach meinen Schläfchen schleiche ich bei meinem ersten Spaziergang euphorisch über die Felder. Schön!

Am Spätnachmittag liege ich mit Schüttelfrost auf dem Sofa. Der geht vorbei und wird von erhöhter Temperatur/leichtem Fieber abgelöst. Tja, da habe ich in meinem Überschwang mittags die Ibuprofen vergessen… Offensichtlich brauche ich sie nicht in der Funktion Schmerzmittel, sondern als Entzündungshemmer.

An Tag 3 liege ich also fiebrig-schwach auf dem Sofa und bin schon wieder nicht mehr in der Lage, Besuch zu empfangen. In der Nacht auf Tag 4 (und abgeschwächter auch in der darauffolgenden) schwitzt sich mein Körper gesund: Ich schlafe in ein Handtuch eingewickelt, das ist saugstärker…

Da im Entlassbrief steht, dass man sich bei Fieber, Blut, … melden soll, rufe ich im Krankenhaus an. Und werde unfreundlich darauf hingewiesen, dass das noch kein Fieber ist, eine Diagnose am Telefon nicht geht und wenn ich Sorge habe, soll ich zu meiner Gyn oder in die Notaufnahme. Ah ja, danke. Da es nicht schlimmer wird bleibe ich auf dem Sofa.

Der Bauch tut generell nicht weh. Das Schwierigste bzw. Schlimmste ist der Nahrungskreislauf.
– Aufnahme: Dass ich keinen Hunger (wohl aber Appetit) habe, ist eigentlich gut.
– Verarbeitung: Unmittelbar mit dem ersten Löffel startet die Party im Darm: Ich nehme viel mehr Geblubber und Geschiebe wahr, als normal (aber keine Schmerzen). 
– Ausscheiden: Das normale 3-Stufen-Stuhlgang-System (Stufe 1: der Darm klopft leicht an und meldet, dass jetzt ein guter Zeitpunkt wäre / Stufe 2: puh, das drückt. Jetzt muss es… / Stufe 3: Auuuuuu, es krampft. Okay okay, ich gehe SOFORT) funktioniert nicht. Ich spüre nur noch Stufe 3. Das ist doof. Vor allem, weil es nicht flutscht. Ich spüre, dass mein Körper was loswerden will, aber es ist zu fest und ich darf/will nicht drücken. Nicht so gut.

Ballaststoffe (Leinsamen, Chia, Flohsamen, Nüsse), Apfel, Trockenobst und Vollkornprodukte helfen bekanntermaßen. Dr. Google spukt auch den Tipp aus, Olivenöl auf nüchternen Magen zu trinken. Das sorgt für geschmeidigere Konsistenz. Ein Löffel am Morgen … ist (für eine Woche…) mein neues Ritual. Nach drei Tagen “läuft” es – die Maßnahmen kommen an. Es dauert aber ungefähr zwei Wochen, bis das Meldesystem auf Stufe 2 wieder funktioniert. Und vier Wochen bis zu Stufe 1.

Ich war selbst erstaunt, dass direkt nach der OP alles “trocken” war, ich hätte erwartet, dass aus der inneren, vernähten Wunde Wundheilungssekrete etc. ausgespült werden. Meine Zimmernachbarin hat schon an Tag 1 bemerkt. “Na toll, der Ausfluss ist zurück”. Ich hatte mich also gefreut – an Tag 4 ist es aber auch bei mir so weit. Unangenehm. Hoffe, das wird bald wieder besser…

An Tag 5 saß ich viel am PC (habe endlich mein Fotobuch 2022 angefangen), war Spazieren und mit einem Freund Kaffee trinken. Am Abend tut mir zum ersten Mal der Bauch weh (also nicht der Darm und keine Krämpfe). Der Körper meldet sich, wenn es ihm zu viel wird.

Das Krankenhaus hatte mir weder Medikamente mitgegeben, noch gesagt, was ich wie lange nehmen soll. Ibuprofen habe ich zu Hause und nehme es ob des Fiebers weiter. An Tag 6 reduziere ich auf 3 Ibus pro Tag, an Tag 7 habe ich die mittags wieder vergessen (also nur zwei genommen), an Tag 8 vergesse ich die am Abend und … lasse es jetzt einfach. Scheint ok zu sein.

Wundheilung: An sich alles schön. Aber der unterste Schnitt fängt an, sich zu knubbeln. Der Knubbel ist in tieferen Hautschichten, wölbt sich aber nach außen. Er ist weder gerötet, noch eitrig, noch warm, noch berührungssensibel – das kann so schlimm nicht sein. Im Krankenhaus hatte ich eine weite Jogginghose an, zu Hause durchgehend meine Lieblingsleggings. Irgendwann fällt mir auf, dass die Leggingsnaht auf der Wunde liegt. Das hat nie wehgetan, aber hat die Haut wohl so irritiert, dass der Körper eine (übertriebene) Schutzreaktion ausgelöst hat. Die Ärztin sagt (bei der Kontrolle in Woche 3), dass er von alleine weggeht, das wird aber Monate dauern. Das lässt sich nicht verschnellern, ich soll nur den Knubbel regelmäßig massieren/bewegen, damit er sich nicht mit weiteren Hautschichten verklebt.

Bei der Visite an Tag 1 hatten sie mir gesagt, dass die Gebärmutter in der Pathologie ist. Bis der Befund da ist, dauert es 1-2 Wochen, ich bekomme ihn dann per Post. Sollte irgendwas sein, rufen sie natürlich an.
Eine Woche nach der OP klingelt das Telefon. Eine Krankenhausnummer. Auf Herzstillstand folgt Herzrasen. Bitte nicht…

Die freundliche Ärztin wollte mir nur sagen, dass der Befund da ist und alles gut ist. Sie haben keinen Krebs gefunden. Ich bin krebsfrei. Und weil nichts mehr da ist, wo er sich ansiedeln könnte, bin ich rückfallungefährdet. Das ist ja sehr nett, aber puh. Ich muss mich erst kurz vom Schock erholen.

Nach dem Auflegen fange ich an zu heulen (jetzt beim Schreiben dieser Zeilen gleich nochmal). Das zeigt wohl, wie nagend die Krebsgeschichte unterbewusst doch war. Bewusst habe ich das Thema ziemlich gut aus meinen Gedanken herausgehalten und mir auch wenig Sorgen gemacht. Schlaflose Nächte hatte ich keine.

Juhu! Es steht zwar eine Flasche Kessler-Sekt im Kühlschrank, aber ich habe keine Lust auf Alkohol. Stoße also mit Tee auf die freudige Nachricht an – das geht auch.

Über die Wochen 2-9 berichte ich in Gebärmutterentfernung II: Schnell wieder fit werden.

Hier noch ein paar Infos und Tipps rund um die Operation:

PACKLISTE – Was nehme ich mit ins Krankenhaus?

(unter Vorbehalt, ich kann natürlich nur für mein Krankenhaus und meinen Aufenthalt sprechen)

  • Es gab fünf Sorten oder so zur Auswahl, aber wer Lieblingstees hat, bringt die am besten mit
  • Ein Handtuch (ich hab im Krankenhaus keins bekommen)
  • Wer empfindlich schläft, sorgt am besten vor: Augenbinde, Ohrstöpsel, eigenes Kopfkissen
  • Das Bettlicht war so hell, dass es das ganze Zimmer erleuchtet hat. Wer gerne nachts noch liest und den/die NachbarIn nicht stören will, nutzt das die Taschenlampe im Handy oder eine Stirnlampe. Oder bringt einen E-Reader mit
  • Das Radio-/Fernsehangebot ließ sich über Kopfhörer mit 3,5mm Klinken-Stecker hören. Wer einen hat und das Medienangebot nutzen möchte: einpacken. Das labberige Krankenhaus-Teil macht wenig Spaß
  • Kopfhörer, Podcasts, Bücher, … – mehr als du denkst zu brauchen. Je nach Stimmung greifst du dann zum Krimi oder zur Biografie
  • Klamotten: Hose und Unterhose, die möglichst weich/locker am Bauch liegen (und nicht auf den Wunden) – also entweder besonders tief oder besonders hoch. Auch obenrum: eher locker. Wenn das Wetter es zulässt ist ein locker sitzendes Kleid perfekt

NACHSORGE – Wie geht es nach dem Krankenhaus weiter?

  • Krankschreibung: Das Krankenhaus gibt eine Bescheinigung über stationären Aufenthalt mit und kann für eine Woche (anschließend) krank schreiben. Danach ist die/der Gyn für die Krankschreibung zuständig. Ich habe mich für drei Wochen (in Summe) krank schreiben lassen. Meine Frauenärztin (die wirklich nicht zimperlich ist), fand, dass ein paar Tage mehr besser wären. 
  • Befund: 1-2 Wochen nach der OP. Wird mir und meiner Gyn per Post zugeschickt. Im Krebsfall kommt der Befund erst noch ins Krebs-Board (ein interdisziplinäres Gremium, das gemeinsam entscheidet, wie die weitere Behandlung am besten aussehen sollte). Das ist bei mir reine Formsache. De facto ist der Befund vier Wochen nach der Operation noch nicht eingetroffen.
  • Wurden keine selbstauflösenden Fäden verwendet, muss man nach 10 Tagen zum Fäden ziehen (Gyn oder Hausarzt).
  • OP-Heilungs-Kontrolle: nach 2-3 Wochen bei der Gyn, normalerweise sollte dann auch der Befund vorliegen… Den Termin organisiert man selbst.
  • Bei Krebs wird anschließend auch engmaschig kontrolliert. In den ersten drei Jahren wird eine Kontrolle/Nachsorge alle drei Monate empfohlen. Findet meine Frauenärztin in meinem Fall zu viel – wir werden eher auf einen 4-6 Monatszyklus gehen.

Hysterektomie-HEILUNGSVERLAUF – Wann darf ich was wieder?

Für die Heilungsverlauf hatte ich dieses Schaubild gefunden:

vgl. Vonk Noordegraaf, A., Huirne, J., Brölmann, H., van Mechelen, W., & Anema, J. (2011). Multidisciplinary convalescence recommendations after gynaecological surgery: a modified Delphi method among experts. BJOG: An International Journal of Obstetrics & Gynaecology, 118(13), 1557–1567. doi:10.1111/j.1471-0528.2011.03091.x. Entnommen von https://starker-beckenboden.de/gebaermutterentfernung-und-die-folgen-fuer-deinen-beckenboden/

Im Entlassbrief des Krankenhauses wurde mir folgendes (leicht gekürzt) mit auf den Weg gegeben:

Schonen Sie sich für ca. 6 Wochen, um die Heilungs- und Stabilisierungsvorgänge zu unterstützen. In dieser Zeit sollten Sie sportliche Aktivitäten meiden und maximal Lasten von 5 kg heben.

Nach Operationen an der Scheide sollten Sie für 12 Wochen keinen Geschlechtsverkehr haben.

Bei Wunden in der Scheide sollten Sie für 4 Wochen öffentliche Bäder meiden. Duschen ist natürlich jederzeit möglich.

TIPPS – Wie kann ich mich gut auf die Operation vorbereiten?

  • Die Leitlinie für Gebärmutterhalskrebs-Patientinnen HIER kostenlos herunterladen und lesen. Die Ärtze (Gyn und im Krankenhaus) ALLES fragen.
  • So bescheuert es klingt: Ich bin so glücklich, dass ich vorher Fenster geputzt habe. Habe mich sehr am freien Blick erfreut
  • Eine aufgeräumte und geputzte Wohnung verhindert auch, dass man “nur kurz” X von A nach B räumt etc, obwohl X zu schwer zum Heben/Tragen ist.
  • Einkaufen (lassen): ich wollte einen gefüllten Küchen- und Kühlschrank haben, bevor ich ins Krankenhaus gehe, damit ich nicht alles outsourcen muss. Kleine Einkäufe gingen ab Tag 3. Die erlaubten fünf Kilo Gewicht sind aber schnell erreicht (mit dem Auto zum Einkaufen fahren ist keine Lösung, auch da muss es in die Wohnung getragen werden…)
  • Hatte mir meine Krankenecke zu Hause schon vorher eingerichtet. Mit den Büchern, die ich lesen möchte, der Kuscheldecke etc.
  • Überleg dir, wie du dich ernähren möchtest. Nachdem ich schon mit Extra-Kilos aus der Elizeit zurückgekommen bin, wollte ich auf keinen Fall weiter zunehmen. Und das ist, wenn man auf dem Sofa liegt statt Sport zu machen, nicht unbedingt einfach… Ich habe alle Süßigkeiten verbannt (und das meinem Besuch auch gesagt) und strikt nur drei Mahlzeiten pro Tag gegessen. Als Highlight habe ich mich aber immer schön zu Kaffee & Kuchen verabredet. Keine Süßigkeiten, selbstgekochtes Essen und kein Alkohol ergeben in Summe: die beste Haut seit Jahren.
  • Beim Warten auf das Anästhesiegespräch habe ich eine Broadcast-Liste bei WhatsApp eingerichtet, weil ich schon wusste, dass ich mich über WhatsApp-Befindensnachfragen freue, aber im Krankenhaus keine Lust haben werde zu antworten. Habe in einer Nachricht alle wichtigen Menschen über den OP-Verlauf informiert. 
  • Nach der OP habe ich bereut, dass ich in den Monaten vorher das Bauch- und Rückentraining vernachlässigt habe. Wenn noch Zeit ist: intensiviere dein Training – das beugt den Rückenschmerzen danach vor und du erholst dich schneller.

(SONDER-)RECHTE BEI KREBS – Worauf habe ich Anspruch?

Ich habe mich damit gar nicht beschäftigt und das sind nur die rudimentären Informationen von der Sozialstation-Mitarbeiterin. Wenn du betroffen bist: frage bei deiner Station nach oder wende dich z.B. an die Frauenselbsthilfe Krebs.

  • Angebote die wie Naturheilkundliche Behandlung – oder das, was vor Ort angeboten wird.
  • Ein psychoonkologisches Gespräch (wenn gewünscht): Sofern das Krankenhaus das nicht aktiv anbietet: Nachfragen!!
  • Als Krebspatientin hast du nach Abschluss der Therapie das Recht auf eine dreiwöchige Reha. Die Sozialarbeiterin hatte schon eine Liste mit Kliniken dabei und hat mich auf die Fallstricke bei der Beantragung hingewiesen (dafür ist die Rentenkasse, nicht die Krankenversicherung, zuständig…)
  • Anspruch auf einen (Schwer-)Behindertenausweis. Die Diagnose Krebs* reicht für einen Behinderungsgrad von 50%. Je nach Fall auch für mehr. Das gilt nicht nur, während man Krebs hat. Weil per se eine “Heilungsbewährung” von fünf Jahren angenommen wird, wäre das auch die Geltungsdauer des Ausweises. Das gilt ab dem Tag, an dem der Krebs entfernt wird. Neben vergünstigten Eintritten bedeutet das auch fünf Tage mehr Urlaub und Steuererleichterungen.**

* übrigens auch andere Erkrankungen wie zum Beispiel Rheuma, schwere Gesichtsneuralgien, Parkinson, Migräne, Epilepsie, Tuberkulose, Herzerkrankungen, Demenz und Alzheimer

** ich finde es gut und richtig, dass es diese Möglichkeit gibt. Für mich bin ich zum Schluss gekommen, dass ich als gut verdienende und nie-richtig-Krebs-gehabt-Habende keinen Anspruch und keine Notwendigkeit habe.

Wenn du mehr wissen willst – wie es jetzt ist, oder detailiertere/intimere Fragen hast, als ich hier behandle – melde dich gerne per Mail bei mir!


Spannende Themen!

Ich möchte keinen Beitrag mehr verpassen, bin aber auch zu faul, hier regelmäßig nachzuschauen… Eine E-Mailbenachrichtung bei neuen Posts wäre toll!

Wird verarbeitet …
Danke! Wir lesen uns dann bald…

3 Comments

  1. Pingback: Gebärmutterentfernung II: Schnell wieder fit werden! – Eli Superschnelli

  2. Super Bericht. Ich bin momentan bei Tag 3 nach OP und der Ablauf war genau wie beschrieben. Eine Frage: Ab wann hast Du wieder mit Sport angefangen und wie hat sich Dein Bauch verändert? Ich fühle mich momentan wie ein Ball durch das Gas das in die Bauchdecke gepumpt wird. Bildet sich der Bauch wieder komplett zurück oder hat dieser sich bei Dir optisch auch durch die Muskulatur verändert?

    • Hallo Nicole, schön, dass du den Weg hierher gefunden hast und gute Besserung!! Ich drück die Daumen, dass es weiter komplikationslos verläuft!
      Meine Sportstartversuche kommen auch im nächsten Post (Gebärmutterentfernung II) vor. So richtig richtig Sport machen können (inkl. Klettern und Pilates/Yoga-Kurse) habe ich etwa 10 Wochen nach der OP. Nur Joggen (hab ich lang nicht mehr versucht) hat sich immer noch komisch angefühlt.
      Mein Bauch hat sich wieder normalisiert. Er ist (noch) nicht so muskulös wie vorher, ich habe aber auch die Monate vorher wenig trainiert, insofern wundert mich das nicht. In den letzten Tagen hatte ich das Gefühl, dass er etwas asynchron aussieht, aber das ist sicherlich Einbildung. War heute erst bei der Gyn (erste Krebs-Nachuntersuchung) – es ist alles top verheilt und mein Darm hat sich dort breit gemacht, wo die Gebärmutter war.

Kommentar verfassen