Recap: Die Seven Summits Stubai sind (Überraschung!:) sieben ausgewählte Berge. Wir wollen sie nicht in Tagestouren besuchen, sondern aneinanderhängt zu einem langen U. Für die ca. 100 Kilometer / 10.000 Höhenmeter geben wir uns vier Tage im August. Das klingt doch machbar.
War es das auch? Hier kommt der Bericht:
Tag 0 | Anreise ins Stubaital – Aufstieg zur Dresdner Hütte
Ich fahre mit dem Zug bis Innsbruck. Ohne Umsteigen aus Stuttgart am Bodensee vorbei, durch Vorarlberg, durchs Pitztal. Wie schön und entspannt. Ich schreibe am vorherigen Artikel, snacke vor mich hin, lese – und freue mich auf die Tour!
Malte sammelt mich auf, wir deponieren in Kampl unsere Klamotten für die zweite Hälfte und parken in Neustift. Als wir aus dem Auto steigen zeigt das Thermometer 34 Grad. Bestes Wanderwetter…
Beim Bergführerbüro leihen wir eine Rad Line für den Gletscher und fahren mit dem Bus zur Mutterbergalm (30 min, alle 30 min). Unser ursprünglicher Plan sah vor, dort zu übernachten. Da ist im Sommer jedoch alles zu. Angesichts des Gletschertages und der langen Tour ist der erste Bus am nächsten Morgen zu spät für uns. Also: gehen wir schon mal ein Stück bergauf.
Wir sind gar nicht traurig, dass der Aufstiegsweg zur Dresdner Hütte im Schatten liegt. In einer kurzen Stunde sind wir da – genau passend zum Abendessen.
Tag 1 | Dresdner Hütte – Zuckerhütl (3.507 m) – Wilder Freiger (3.418 m) – Bremer Hütte
Um vier Uhr steigen wir leise aus dem Lager und finden in einem Nebenraum unser Thermofrühstück. Doof, dass alles abgezählt und kein Müsli dabei ist, aber dafür entspannt, wenn sonst niemand außenrum ist. Wir starten im Schein der Stirnlampe. Um 05:30 Uhr, kurz unterm Gletscher, schwitze ich im dünnen Langarmshirt. Halleluja.
Skigebiete sehen im Sommer meist schlimm aus, bei Gletschern ist es noch schlimmer. Überall Geröll und auf dem Eis: sehr viel Müll. Unfassbar viele Scherben, Papierchen, Plastik… Ich finde einen Schilling (1975 geprägt) und die rostende Batterie packen wir auch besser ein.
Malte kommt mit den (Leopard-)Steigeisen auf den Trailrun-Schuhen gut zurecht, ich bin ganz glücklich über meine richtigen Bergstiefel.
Auf dem Gletscher geht Wind, wir ziehen unsere Jacken an.
Am Fuße des Zuckerhütls treffen wir eine andere Seilschaft. Die beiden erzählen, sie seien vor zwei Monaten schon mal hier gewesen: “Da lag soviel Schnee, da gabs keine gefährlichen Spalten”. Ich habe Zeit, über die Aussage nachzudenken. Im Moment ist der Gletscher aper, also – wie am Ende des Sommers normal – ohne Schneeauflage. Das ist gut, weil man die Spalten sieht und schlecht, weil man außenrum muss. Im Winter ist es einfacher, denn in eine zugeschneite Spalte kann ich nicht fallen. Und dann gibt es die Zeit dazwischen, in der Schnee liegt, aber man nicht weiß, ob die Schneebrücken über die Spalten noch tragen und was darunter ist. Die Spalten waren vor zwei Monaten auch schon da. Wieviel Schnee, das weiß ich nicht. Ob es gefährlicher oder ungefährlicher war als heute – das wissen wir jetzt alle nicht. Mein haarspalterischer Formulierungsdetektor hat jedenfalls angeschlagen.
Statt des erwarteten brüchigen Felses erreichen wir den Gipfel des Zuckerhütl in schöner, einfacher, fester, trockener Kletterei – das macht richtig Spaß.
Der Grat vom Wilden Pfaff zur Becherhütte ist etwas anspruchsvoller. Ich bin unzufrieden mit meiner Trittsicherheit und übe gutes Füße setzen. Das dauert natürlich. Man könnte auch sagen: Ich trödele.
An der Becherhütte sitzen wir mit Kuchen und Suppe in der Sonne und schauen auf den Gletscher. Traumhaft.
Aufstieg über den Grat zum Wilden Freiger. Ich habe gar keine Erwartungen an den Berg (dabei sehe ich ihn schon seit Stunden) und bin hin und weg. Wir sitzen auf der sonnigen italienischen Seite (die österreichische ist kalt-windig) und genießen das Gletscherpanorama. Was für ein toller Tag!
Dann: Abstieg durch wegloses Blockgelände. Wir überholen zwar alle denen wir begegnen, aber es ist kein schnelles Vorankommen. Um 17 Uhr sind wir endlich (bzw.: erst) an der Nürnberger Hütte. Und ahnen Schlimmes.
Dieser Berg, der rechts von uns aufragt, ist das was wir gestern als “Gegenanstieg am Ende” bezeichnet haben. Die 500 Höhenmeter sind eigentlich wunderschön, ich fühle mich an Korsika erinnert. Aber der lange Tag und viel zu viel Sonne fordern ihr Tribut. Ich bin total matschig im Kopf, überhitzt, bekomme kaum noch einen Fuß vor den anderen und im anschließenden Abstieg (genau, das auch noch) meldet sich das linke Knie. Der Kreislauf will auch nicht mehr.
Nach 13:30 Stunden kommen wir an der Hütte an. Wir fallen über das Abendessen her (die anderen sind schon beim Dessert, wir holen schnell auf) und direkt danach ins Lager.
Summits: 2 🏆🏆⛰️⛰️⛰️⛰️⛰️
Zahlen: 23 Kilometer | 2572 m Aufstieg | 2480 m Abstieg | 13:38 Stunden brutto
Schmerzhaft gelernt: trödeln rächt sich bei so langen Tagen…
Freudig genossen: die Aussicht vom Wilden Freiger – Zivilisationsfrei!
Tag 2 | Bremer Hütte – Habicht (3.277 m) – Innsbrucker – Elferspitze (2.505 m) – Elferhütte
Alle 1-2 Stunden wache ich auf und denke mir (bei jedem Mal etwas weniger): Wie soll ich jemals wieder laufen?! Die Beine sind so schwer. Als wir um 7 Uhr – also 12 Stunden nach Tourende gestern – loslaufen, machen die Beine gut mit. Bis dahin hat die Hüttenwirtin schon zweimal die Ziegen von der Terrasse verjagt, die statt des saftigen Wiesengrüns lieber ihre Topfblumen fressen…
10 Kilometer sind es bis zum ersten Etappenziel, der Innsbrucker Hütte. Waaaas, 3:49 Stunden sollen wir dahin brauchen? Trotz “sehr sportlich”-Einstellung in der App. Puh! Dabei sind da doch nur Hügelchen! – So weit unser Gespräch vorab dazu. Nun ja, die App hat Recht und unser einziger Trost ist, dass auf den Wanderschildern 7 Stunden steht. Die Hügel summieren sich auf 1000 Höhenmeter. Das Höhenprofil ist durch die “richtigen” Gipfel tückisch verzogen.
Es ist wieder heiß und ich rieche mich leider noch selber…
An der Hütte räumen wir den Rucksackinhalt in den Schuhraum, trinken noch mal ordentlich und machen uns an den Habicht-Aufstieg. Malte mag den Berg, ich finde ihn mühsam. 800 Höhenmeter hauptsächlich Blockgelände, immer genau nach dem Weg schauen, … das ist anstrengend für Kopf und Beine. Positiv hingegen: Wolken machen jetzt manchmal Schatten.
Klassischerweise ist der Habicht eine Zweitagestour. Aufstieg zur Hütte am Vornachmittag, dann Tour und Abstieg (oder man hängt noch mehr dran). Ich muss sagen: das wäre bisschen langweilig. Bergab laufen wir so schnell es das Gelände zulässt und bevor die Beine merken, dass auch das anstrengend ist.
Wir stärken uns mit Spaghetti, Kuchen, Hefeweizen und Cola und schauen zu, wie sich alle feiern, weil sie ihre Tagesetappe geschafft haben. Wir dagegen rufen auf der Elferhütte an, dass es später wird. Schon wieder… Und heute trödele ich wirklich gar nicht.
Bevor wir Teil 3 (die Elferspitze) angehen, geht es erstmal weiter bergab. Auf einem Serpentinen-Forstweg. Nett, zur Abwechslung mal schnell vorwärts zu kommen.
Auf den Elfer freue ich mich. Der Berg mit den vielen Zacken ist uns schon beim Weg ins Tal aufgefallen. Vor allem wegen der vielen Gleitschirmflieger, die um die Gipfel herumschweben wie bunte Schmetterlinge. Es ist fliegen für Faule: man kann mit der Bahn hochfahren und dann direkt starten.
Nicht für uns, der Beinantrieb macht die Höhenmeter. Auf dem Sattel angekommen wird das Licht schon abendlich. Wir entscheiden uns gegen den Klettersteig (bestimmt schön, aber lang) und für den Wanderweg drum herum (schneller, einfacher). Zum Gipfel müssen wir nur ein kurzes Stück über den Klettersteig hochkraxeln. Hui, das ist luftig! Wir wundern uns ein wenig, dass das tatsächlich ein Summit ist, für einen Hausberg (der Neustifter) ist das schon sportlich…
Bei dieser kleinen Klettereinlage ist mir die Atmungs-A-Kette aufgefallen: Anstrengung ➡️ Aufregung ➡️ Angst. Jede Stufe klingt anders. Und bei mir gab es den Wechsel von Anstrengung zu Aufregung…
Auf dem Schild am Gipfel steht: Elferkofel. Was dort nicht steht/hängt: eine Stanzstation und eine Seven Summits-Plakette. Unverrichteter Dinge klettern wir wieder ab.
Ein paar Meter weiter kommt das Wanderschild: zur Elferspitze. Na toll. Malte will nicht mehr, ich bestehe darauf. 10 Minuten später sind die Pässe gestanzt und wir heilfroh, dass es rum ist. Nur noch ein paar hundert Meter absteigen, die Hütte sieht man schon.
Kurz vor 20 Uhr betreten wir den Gastraum und werden begrüßt mit “sagt was ihr Essen wollt, die Küche macht jetzt zu. Anmelden könnt ihr euch danach”. Okay, her mit Grösteln, Hirtenmakkaroni und Kaiserschmarrn!
Vollgegessen freuen wir uns über die Dusche (die erste!) und ein eigenes Zimmer mit Bettwäschebetten. Herrlich!
Summits: 2 🏆🏆🏆🏆⛰️⛰️⛰️
Zahlen: 27,5 Kilometer | 2766 m Aufstieg | 3156 m Abstieg | 12:50 Stunden brutto
Schmerzhaft gelernt: ein bisschen mehr Vorbereitung schadet nicht, wir hätten es am Elfer viel einfacher haben können
Freudig genossen: das Klettern auf den ElferKOFEL, auch wenn es unnötig war
Tag 3 | Elferhütte – Kampl – Serles (2.717 m) – Kampl
Frühstück bekommen wir erst ab 6:45 Uhr. Das passt genau für meine 12 Stunden Erholung. Nur gut, dass heute der “aktive Pausentag” ist, wie ich ihn (halb) scherzhaft nenne. Nach dem Abstieg ins Tal steht heute nur ein Gipfel an, die App rechnet uns 8 Stunden für die Tour vor. Easypeasy. Ich fühle mich super.
Zunächst bestreichen wir unsere knackig aufgebackenen Brötchen während Radio U1 Tirol unignorierbar Hits (?) wie Boom Shakala spielt und der Moderator ankündigt, dass Tagestemperaturen von 29-35 Grad erwartet werden. Tipps gegen die Hitze? Lauwarm duschen (nicht kalt, sonst heizt der Körper panisch dagegen – ist also kontraproduktiv) und nicht komplett abtrocknen. Danke. Der feuchte Film auf der Haut wird heute kein Problem sein.
Gemütliches ins-Tal-Laufen. Das Schild Sackgasse, kein Durchgang ignorieren wir. Um einige Hundert Meter weiter festzustellen, dass Schilder manchmal (meistens?) Recht haben. Na toll, denke ich, dahin ist der Achtstundentag… Wir hätten schon anhand der Karte feststellen können, dass schnurgeradeaus-steil-bergab keine gute Idee ist und der Zickzackweg die einfachere / sicherere / schonendere Variante ist. Nun ja, laufen wir also eine Extra-Schleife.
Im Haus Verena stehen unsere Versorgungstaschen schon im sauberen, geräumigen Zimmer. Es ist ein klitzekleinesbisschen verlockend, einfach zu bleiben und erstmal duschen zu gehen. Eine echte Option ist es nicht. Die Serles ist noch dran, 1640 Höhenmeter hoch und runter. Ich wechsle von meinen inzwischen arg lädierten Bergstiefeln auf die minimalistischen Multisportschuhe und die Füße freuen sich über “anders”. Außerdem wird der Rucksack leer geräumt, das Übernachtungs- und das Gletscherzeug brauchen wir nicht mehr tragen. Ein wenig komisch hat es sich schon angefühlt, mit Pickel am Rucksack über Feldwege zu laufen.
Zunächst geht es 700 Höhenmeter steil durch den Wald. Schön, weil Schatten – aber trotzdem heiß, hier weht kein Lüftchen. Malte hängt mich wieder ab… An der Wildebene wartet er auf mich mit seiner Entscheidung: keine Serles für ihn. Seit dem Vorabend ist er auf höchstem Pegel Ibuprofen, trotzdem schmerzt sein Knie. So traurig ich es finde, dass wir die Seven Summits nicht beide und zusammen schaffen, so sehr bewundere ich ihn für die Entscheidung und halte sie für richtig. Wer weiß, was sonst womöglich dauerhaft kaputt geht.
Ich habe Lust auf Weitergehen. Die übrigen 1000 Höhenmeter sind technisch einfaches, steiles, offenes Gelände. Mit Wind und teilweise sogar Schatten vom Nachbarberg. Ich komme gut voran, treffe unterwegs viele Frauengrüppchen und bin alleine auf dem Gipfel. Goethe hat die Serles als Hochaltar Tirols bezeichnet, (auch) weil sie da so frei steht. Außerdem kann man bis Innsbruck schauen (was ich jetzt gar nicht unbedingt gebraucht hätte).
Bergab geht in den leichten Schuhen im leichten Gelände superschnelli. Fix bin ich wieder bei Malte, der Dusche und dem Burger im Tal. Hat uns das Verlaufen doch keinen Strich durch den Tag gemacht.
Hatte vorab schon geschaut, wie weit es zum nächsten Restaurant ist – unsicher, ob ich noch laufen wollen würde. Aber doch, geht sehr gut. Trotzdem dehne ich mich, jedes “Anlaufen” ist eckig.
Summits: 1🏆🏆🏆🏆🏆⛰️⛰️
Zahlen: 24 Kilometer | 1848 m Aufstieg | 2795 m Abstieg | 07:30 Stunden brutto
Schmerzhaft gelernt: Komoot hat nicht immer Recht, Schilder dagegen schon
Freudig genossen: vom Berg rennen, die Dusche und das Bett in der Pension
Tag 4 | Kampl – Hoher Burgstall (2.611 m) – Rinnenspitze (3.003 m) – Oberissalm
Dank des kurzes Tages gestern können wir trotz meiner 12-Stunden-Pause-Regel richtig früh los. Der Wecker klingelt um 2:30 Uhr, eine Stunde später knipsen wir die Stirnlampen an und marschieren los. Der frühe Start hatte zwei Gründe: damit wir/ich nicht wieder so spät ankommen und für mehr Gehstunden ohne knalle Sonne. Beim Aufstieg zur Starkenburger Hütte läuft mir der Schweiß aus den Haaren. Wälder sind solche Wärmespeicher… Zum Sonnenaufgang sind wir an der Hütte und bewundern die sieben Summits. Die kann man von dort nämlich alle sehen.
Zwei fehlen noch, deshalb: weiter! In weniger als einer Stunde sind wir auf dem Hohen Burgstall, dem einfachsten der sieben Gipfel. Ob es die zauberhafte Morgenstimmung oder der Gipfel an sich ist weiß ich nicht, aber: es ist wunderschön und die Aussicht phänomenal.
Dann teilen sich unsere Wege. Maltes Knie ist vom Ibu-Pegel unbeeindruckt. Mein Körper ist trotz kurzer Nacht hibbelig und so geht es los in die “Traverse”. Ungefähr 17 Kilometer leicht gewellt auf dem Stubaier Höhenweg, immer an den Bergrücken entlang. Meist einfacher Trampelpfad, ab und zu mal ein paar steinigere Stellen – ich komme gut voran. Ein Blick auf die Uhr verrät, dass ich um 9 Uhr schon 2/3 der Tageshöhenmeter und die Hälfte der -kilometer geschafft habe. Gutes Gefühl. Außer, wenn es mal wieder ein paar Meter hoch geht: Die Bergauf-Beine sind kaputt und die Luftmaschine pfeift auch ganz schön…
Mit den Kilometern wird es doch zäh und ich jammere innerlich vor mich hin.
Bei den ersten Wasserfällen fülle ich meine Flasche auf und sehe, dass der Typ, der an der Hochalm saß, nah hinter mir ist. Beim zweiten Wasserfall überlege ich: Fußbad und überholt werden oder kein Fußbad und nicht überholt werden? Mein Superschnelli-Antreiber kämpft kurz, aber mir ist so heiß, ich wähle überholt werden. Oooooooooh, tut das gut! 10 Sekunden halte ich es aus, dann schmerzen die Füße vor Kälte.
Endlich, der Abzweig zum letzten Summit! Die Rinnenspitze ist 3003 m hoch und diesen Bergen unterstelle ich immer, dass jemand großzügig gemessen hat. 2997 m ist bestimmt korrekt. Auf dem Gipfel muss ich das Handgelenk sehr nach oben recken, damit die Uhr umspringt… (die ist natürlich keine Referenz, so genau misst sie auch nicht). Ein 3000er, den ich “kurz mitnehme”. Schon absurd.
Auf den Berg waren es noch einmal 700 Höhenmeter am Stück. Die gingen doch relativ einfach. Wenn sich alles um- bzw. darauf eingestellt hat, funktionieren Beine und Atmung wieder.
Die Menschen, die ich beim Aufstieg getroffen habe, schwärmten von der Aussicht. Der Typ, der mich beim Fußbaden überholt hat, den ich bei seiner Pause vor dem Gipfelanstieg überholt habe und vor dem ich es GERADE SO auf den Gipfel geschafft habe stellt sich als Franzose (auch das noch) heraus, als sehr netter. Er durchquert gerade die Alpen – immer der Nase nach – und biwakiert sich seinen Weg von Gipfel zu Gipfel. Klingt nach einer guten Idee. Abgesehen von der fehlenden Dusche.
Ich stanze meinen letzten Summit in die Stempelkarte und sitze lange da. Ohne viel Blick für die Aussicht (Gletscher in drei Richtungen, in der vierten lieblich das Tal). Die Temperaturen sind schwitzfrei angenehm und ich esse meinen Rucksack leer. Ich weiß: zwei Stunden Abstieg und bin ich am Ziel. Und habe vor dem Shuttle sogar noch Zeit für ein Knödel-Trio und ein richtiges Bier.
Alle Angaben soweit richtig. Außer: Die Alm hat Ruhetag. Für durstige Wanderer – ich fühle mich angesprochen – gibt es Bier im Brunnen. Während ich es trinke fällt mir auf: es ist NIEMAND da, kein Auto auf dem Parkplatz, nichts. Es sieht nicht so aus, als ob mich um 16 Uhr jemand ins Tal fährt. Ich rufe Malte an, er kommt mich abholen. Dachte ich, bis er zurück ruft: Die Straße ist gesperrt, er steht 5 Kilometer weiter unten. Na toll. Damit er nicht ewig warten muss, ziehe ich also mit 3000 Höhenmeter / 35 Kilometern in den Beinen und einem Bier im Kopf meine Multisportschuhe wieder an und jogge ihm entgegen. Der Arme, ich bin völlig überdreht, als ich ankomme.
Neustift: Summit-T-Shirts abholen in der Touri-Info und dann eine Feierpizza (die ich nicht schaffe, muss doch erschöpft sein). In der Pension eine ausgiebige Dusche. Der Tag endet um 19:30 Uhr, ich schlafe wie ein Stein.
Summits: 2 🏆🏆🏆🏆🏆🏆🏆
Zahlen: 36 Kilometer | 3118 m Aufstieg | 2378 m Abstieg | 11:37 Stunden brutto
Schmerzhaft gelernt: Vorbei ist nicht vorbei
Freudig genossen: Es ist gut, wenn nach “vorbei” noch Restreserven übrig sind. Und der Burgstall im Morgenlicht (Sonnenaufgangstouren sind toll).
Fazit
Die 4 Tage ergeben: 110 Kilometer | 10.304 m Aufstieg | 10.809 m Abstieg | 45:53 Stunden brutto.
Tag 0 mitgerechnet: 114 Kilometer | 10.907 m Aufstieg | 10.809 m Abstieg | 46:58 Stunden brutto.
Ich bin stolz auf mich und meinen Körper und verleihe mir selbst das Prädikat rehabilitiert.
Bis auf die kleinen Schnitzer war unsere Planung ziemlich gut. Ich würde wieder mit dem Gletscher anfangen. Und zugunsten der Doppelzimmer-Pension-im-Tal-Option den langen letzten Tag in Kauf nehmen (die Starkenburger Hütte hätte noch Plätze im Lager gehabt…).
Ein paar Grad weniger hätten die Tour sicherlich angenehmer gemacht. Andererseits war das Wissen, dass kurze Sachen reichen und Regen unwahrscheinlich ist, sehr hilfreich beim minimal packen.
Tja, und jetzt? Malte fehlen noch zwei Gipfel. Ob er die mal noch schnell irgendwann macht? Oder nehmen wir uns die Tour nochmal in schneller vor? Oder einfach doch als Einzeltouren im Winter? Oder … Wir werden es sehen. Ein neues Projekt muss nicht sofort wieder sein…
Hier die Artikel-Triologie zu den Seven Summits Stubai, meinem Recovery-Projekt:
> Oh je, ich habe ein Projekt
> Vorbereitung und Planung
> Der Tourenbericht
Spannende Themen!
Ich möchte keinen Beitrag mehr verpassen, bin aber auch zu faul, hier regelmäßig nachzuschauen… Eine E-Mailbenachrichtung bei neuen Posts wäre toll!