„Das bringt doch alles nichts. Solange sich die Industrie nicht ändert, ist meine nicht gekaufte Plastikverpackung doch völlig egal“. Sagt ein Freund und ich ärgere mich. Klimawandel stoppen? Ja, aber die anderen müssen anfangen?! Ich weiß nicht. Neben den Weltrettungsgründen gibt es auch eher egoistische Motive für mehr Nachhaltigkeit. Schon unser ganzes Leben lang schütten wir jede Menge Chemie in und auf uns, ohne wirklich darüber nachzudenken. Nicht besonders clever, oder? Und nur, weil wir unser ganzes Leben so viel Müll produziert haben heißt es nicht, dass das der richtige Weg ist.

Meine nachhaltiger-Reise hat schon vor einigen Jahren begonnen. Mal mehr, mal weniger. Und ohne Anspruch auf Perfektion (ich fliege immer noch. Und kenne meine blind spots ja nichtmal). Ein wenig erstaunt habe ich im Prozess bemerkt, dass vieles gar kein Verzicht ist. Sondern, im Gegenteil, mein Leben eher einfacher wird. Ob ich allerdings darüber schreiben muss, habe ich lange überlegt. Da zumindest meine Bubble mir suggeriert, dass sich fast jede(r) damit beschäftigt erzähle ich jetzt doch. Und freue mich zu hören, was noch alles geht! Das schöne ist ja: Ausprobieren macht einfach Spaß. Ob ich es beibehalte oder nicht kann ich dann entscheiden.

Plastikfrei, natürlich, EINFACH und regional sind übrigens meine Schwerpunkte. Und es geht Hand in Hand mit meiner Minimalismus-Tendenz: Im Zweifel lieber nicht(s) kaufen.

Dann starten wir! Mit…

Plastik- und chemiefrei in Bad und Küche

Praktischerweise ist die Plastik-/Müllvermeidung für zu Hause super einfach. Wer Natron, Soda, Zitronensäure, Essig und Kernseife zu Hause hat, kann putzen, Haare und Klamotten waschen.

Das Doofe: Es dauert ganz schön lang, bis alle Flaschen und Tuben, die so rumstehen endlich leer sind. Weil klar, weggeschmissen wird nichts. Der Alternativentest kann nebenher schon starten.

Ein unschlagbarer Vorteil der drastischen Reduktion: Es spart so viel Geld und Zeit. Wie ich es NICHT vermisse, vor Regalen mit 50 Produkten des gleichen Typs und „das richtige“ finden zu wollen. Dm vermisst mich zwar sicher, aber damit kann ich leben.

Haare: Shampoo/Kur

Das ist ein Prozess. Noch gibt es zwei Seifen und zwei Flaschen in meiner Dusche:

  • Kernseife (im Seifensäckchen) für den Körper. Schäumt erstaunlich gut. Dass sie geruchsneutral ist, war am Anfang gewöhnungsbedürftig, mittlerweile mag ich es.
  • Festes Shampoo (von dm bio). Das funktioniert hervorragend, wird langfristig aber durch Kern- oder Alepposeife ersetzt. Auch die Haarseife ist sehr ergiebig, es dauert, bis die alle ist! Vor allem, weil ich nur noch alle 4 Tage Haare wasche.
  • Gespült (für Kämmbarkeit, Glanz und Pflege) werden meine Haare einer sauren Rinse aus Apfelessig (Ca 2 EL – bedeckt gerade den Boden einer leeren Milchflasche + einem knappen Liter Wasser). Die mache ich manchmal auch zwischendurch, wenn ich meinen Sportschweiß aus den Haaren haben möchte, aber kein Haarwaschtag ist. Die Rinse kippe ich über meine Haare und massiere sie ein. Und lasse sie drin. Der Essiggeruch verschwindet, wenn die Haare trocknen. Hörempfehlung zu Shampoo, Rinse und Co: die Podcastfolge „Water only? Nachhaltige Haar- und Bartpflege“ der Wasteland Rebels
  • Wegen meiner Splissanfälligkeit wurden mir regelmäßige Haarkuren von meiner Friseurin verordnet. Ausprobiert habe ich 2 EL Olivenöl + 1-2 Eigelb. Das Eiweiß wird ins nächste Essen verarbeitet. Option 2: 2 EL Olivenöl + 1 EL Honig + ein paar Spritzer Zitrone. Zweiteres riecht besser, ging aber schwerer aus den Haaren. Beides habe ich jeweils verrührt und mit den Fingern in die Spitzen/Längen massiert. Eine alte Mütze drüber und stundenlang/über Nacht einwirken lassen. Dann beim regulären Haarewaschen ausgespült.
    Weniger aufwändig: Kokosöl zwischen den Fingern schmelzen und in die Spitzen massieren. Das machst sie schwer und sie sehen in dem Moment nicht schön aus – also auch was für den Haarwaschday.

Seife / Spülmittel

Flüssigseife (Chemie und Plastik) habe ich verbannt. Das Internet bietet zwar zuhauf Selbstmach-Rezepte, aber zum Seife kochen bin ich viel zu faul. Meine Lösung sind Seifenstücke in Bad und Küche. Tipp für den Kauf/beim Selbstmachen einer Seifenschale: Möglichst viele Abtropflöcher und möglichst hoch, damit das Wasser drunter weglaufen kann. Dann wird es keine Schmierseife…

Die Seife ist auch mein Gesichtsreinigungsmittel.

In der Küche steht Alepposeife, die besteht nur aus Olivenöl und ich verwende sie auch zum Abwaschen. Nur bei öligen Pfannen kommt weiterhin Bio-Spülmittel zum Einsatz, das kann die Seife (oder ich?) nicht so gut.

Abschminken

Irgendwo hab ich mal gelesen: „Neben mir unterhalten sich zwei Teenies darüber, wie toll es wäre, wenn es wiederverwendbare Küchenrolle gäbe. Haben die noch nie von Spüllappen gehört?!“. Das gleiche Prinzip gilt für Wattepads. Ganz schön viel Müll… Außerdem hat man ja noch Abschminkzeug in einer Plastikflasche.

Beides lässt sich durch ein Abschminktuch, das nur mit Wasser funktioniert, ersetzen. Kommt einfach immer mit in die 60 Grad Wäsche. Kaufen kann man die online, aber auch bei dm. (Geschenke-)Selbstmacher nehmen einfach alte T-Shirts und Handtücher und googlen sich eine Anleitung.

Peeling

Hier hatte ich mitOlivenöl, Kaffeesatz und Honig experimentiert, aber das kann man a) nicht auf Vorrat machen und b) war mir das zu klebrig und dreckmachend. Natronpulver hat schon alles was ein Peeling braucht, deshalb: Gesicht und Hände gut nassmachen und eine gute Prise Natron zum peelen verwenden. Klar, der Wellnessfaktor ist vielleicht nicht der gleiche, wie beim duftig-schaumig-chemischen Drogerieprodukt. Aber das Ergebnis stimmt.

Mundspülung

Talking of Natron. Hier mein Rezept für Mundwasser

  • 250 ml Wasser abkochen. In eine kleine Flasche gießen. Bisschen abkühlen lassen.
  • 1 TL Natron dazu. (Vor jedem Gebrauch) schütteln. Fertig.
  • 5 Tropfen Pfefferminzöl und/oder 5 Tropfen Teebaumöl machen es frischer. Wer hat, kann auch einen Stängel frische Pfefferminze dazu geben.

Zahnpasta

Wo wir schon bei Mundhygiene sind. Meine elektrische Zahnbürste mag ich nicht aufgeben, aber die Zahnpasta in der Plastikverpackung. Ich habe es mit Zahnreinigungstabletten versucht, mochte die Konsistenz aber überhaupt nicht (oder mache es falsch). Hab noch so 15 Stück zu Hause, will die jemand? Müssen sonst auf einem Bergwochenende aufgebraucht werden, dafür ist es ganz praktisch.

Es hat Überwindung gekostet, aber seit dem dritten Mal mag ich es: Ich putze meine Zähne mit Kernseife. Zahnbürste nass machen, sie 2-3x über ein Stück Kernseife streifen (es schäumt!) und Zähne putzen. Nein, es schmeckt nicht nach Seife, sondern einfach neutral. Für Reisen hab ich noch Ajona Zahncreme. Keine Ahnung, ob die Alutube wirklich besser ist. Aber da sie konzentriert ist hält, hält eine Packung ewig, obwohl sie angenehm klein ist – perfekt zum Mitnehmen.

Deo

Das ist schwierig. Ich habe mal probiert Deocreme herzustellen, die konnte aber nichts. Würde vielleicht einfach die Naturkosmetikvariante kaufen, die gibt’s aber auch nur in einem Plastikbecher. Aktuell verwende ich „Deocreme II“. Die ist super und selbstgemacht. Leider weiß ich nicht mehr von wem ich sei geschenkt bekommen habe. Wem Deocreme II etwas sagt: bitte melden!

Waschmittel

Kann man sich selbst zusammenmischen (1 guter EL pro Waschgang) aus

  • 1 Teil Natron
  • 1 Teil Soda
  • 1 Teil Seifenflocken (Kernseife oder Alepposeife/Olivenseife) – der Teil kann auch reduziert werden auf 1/2.

Das hatte ich vor ein paar Jahren schon mal probiert und wieder aufgehört. Die Seifenflocken haben sich im 30-Grad-Wollwaschgang, den ich für meine Bürokleider verwende, nicht aufgelöst. Vermutlich war ich einfach zu faul und habe zu grob gerieben. Jetzt hat mir der Thermomix sehr feine Seifenflocken gemacht und so gibt es die auch im Internet und im Unverpacktladen zu kaufen. Damit probiere ich es nochmal. Dafür habe ich erst mal nur 20g pro Zutat gemischt – das sind 2 Wäschen, denke ich.

Noch einfacher: Meine Mutter verwendet für Buntes ab 40 Grad 6-10 Efeublätter (frisch gepflückt), die sie in einem Wäschenetz direkt in die Trommel gibt. Fleckentfernung schafft Efeu allerdigs nicht, der kann „nur“ sauber waschen. Ein EL Waschsoda in der Hauptspülkammer verstärkt das Waschergebnis und wirkt wasserenthärtend.

Wer gerne Weichspüler verwenden würde, es wegen der Umwelt aber nicht tut, dem rät Smarticular: Wer auf die weiche Haptik nicht verzichten möchte, kann je nach Wasserhärte 2-4 EL Essig ins Weichspülerfach geben. Für die meisten Textilien sind auch bis zu 2 TL Natron geeignet, aufgelöst in 100 ml Wasser. Wer einen Geruch möchte, nimmt ätherische Öle dazu.

Geschirrspülmittel

Für die Spülmaschine verwende ich das „Rezept“ von Smarticular (übrigens insgesamt eine sehr gute Seite). Für meine schmale Spülmaschine nehme ich zwei TL. Und es funktioniert gut, nur beim Besteck ist es nicht immer top. Alle paar Spülgänge wechsle ich mal mit gekauftem Pulver.

  • 1 Teil Soda
  • 1 Teil Natron
  • 1 Teil Zitronensäure und alles trocken (!!) mischen

Spülmaschinensalz ist bei mir noch klassisch. Klarspüler wird, sobald er leer ist, durch Essig ersetzt.
In der Cottastraße habe ich die Party-Alkoholreste so verarbeitet: 300 ml klaren Alkohol (mindestens 40-prozentig), 80 g Zitronensäurepulver, 200 ml Wasser (auch von Smarticular). Besser, als den Wodka selbst zu trinken! 😉

Sonst noch was?

Viel! Das folgt…

Soda, Natron, Zitronensäure und Seifenflocken bekommt man in kleinen Mengen/Tüten im Supermarkt oder in der Soda, Natron, Zitronensäure und Seifenflocken bekommt man in kleinen Mengen/Tüten im Supermarkt oder in der Drogerie. Wer weiß, dass er/sie das regelmäßig braucht (und es verdirbt ja nicht), für den lohnt es sich, im Unverpackt-Laden gleich mal jeweils ein Kilo oder so abzufüllen. Oder noch mehr Kilo in der Papierverpackung z.B. bei der Grünen Bude zu bestellen (genauso wie Seifen, Saatgut und ätherische Öle).

In diesem Smarticular-Post wird erklärt, was Natron ist, warum es so gut ist und was es noch alles kann. Utopia (ebenfalls eine Website-Empfehlung) hat noch mehr Natron-Anwendungen parat. Und das gleiche noch mit Kernseife: Warum ist sie so toll? Und das sagt Utopia.de zu Kernseife.

Was habe ich vergessen? Was hast du schon ausprobiert?

1 Comment

  1. Ich mache meine Kosmetikprodukte selbst und ich meins nicht böse, aber das Gesichtspeeling ist der Tod für deine Haut. Ätherische Öle gehören niemals ins Gesicht, Natron schon gar nicht. Industrielle Kernseife belastet die Hautbarriere unglaublich, auch wenn es gut geht. Sie zerstört komplett den Schutzmantel der Haut. Die Schäden werden im Alter sichtbar. Naturseifen mit viel gutem Olivenöl sind um einiges besser und hautschonender.

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